Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

Fragen zur Programmbedienung des BKI Energieplaners bei der Berechnung von Wohngebäuden nach DIN V 4108-6/DIN V 4701-10/12 oder DIN 18599
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Gunther Hißler
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Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

#1 Beitrag von Gunther Hißler »

Sehr geehrter Herr Obermüller,

beim Arbeiten mit der KfW-Zinsvorteil-Funktion bin ich auf eine Unstimmigkeit gestoßen. Bei Vergleich der programmeigenen Formulare "Übersicht ökonomische Grundlagen" und "Übersicht Investitionen" ist mir eine starke Abweichung aufgefallen. Nach einigem Hin und Her habe ich festgestellt, dass in der "Ü. ö. G." die sogenannte "gesammte Investition" nicht nur wie angegeben bereits um etwaige Zuschüsse reduziert wurde, sondern auch um den "Zinsvorteil KfW" aus der "Ökonomie", den ich für diese Variante angewählt hatte. Derselbe Effekt tritt auch bei den "Live Results" unter "Investition" und in einer eigenen Grafik von mir unter dem "verfügbaren Wert" "Investition", so dass ich annehme, hier wird die gleich Variabel abgefragt. Interessanterweise wird eine Veränderung an den Einstellungen in der Variabel übrigens anscheinend erst entsprechend verwendet, wenn ich die Ökonomie-Seite nach der Änderung verlasse, wieder aufrufe und erneut verlasse. Gibt es da vielleicht eine ungewollte Schleife?

Abgesehen davon, dass Investition nach meiner Meinung die Angabe der Kosten für Planung und Ausführung ohne Finanzierung sein sollte, ist diese Betrachtungsweise doch irreführend, da der Zinsvorteil der KfW die finanzielle Belastung in Wiklichkeit relativ zur Barzahlung doch nicht reduziert, sondern eben nur die zusätzlichen Kosten für die Finanzierung reduziert. Insgesamt müsste also eine Summe entstehen, die höher als die reinen Investitionskosten (gemeint die Kosten für Ausführung und Planung) ist, aber eben nicht so viel höher wie bei einer regulären Finanzierung, im vorliegenden Fall also 215.000,- € + x und nicht 215.000,- € - Zinsvorteil KfW = 146.500,- € bei KfW 85 mit 3 WE. Selbst für die in der "Ü. ö. G" ausgegebene Annuität muss der (selbst geringe) Zins sich doch verteuernd auswirken, egal wie die vorstehenden Punkte benannt werden.

Da ich eine dringende Energieberatung zum Abschluss zu bringen versuche, hoffe ich trotz BAU 2013 auf eine baldige Antwort. Besten Dank im Voraus!

Mit freundlichen Grüßen

Gunther Hißler
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Liveresult (verändert) mit Auswahl nach 2. Verlassen
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Liveresult ohne Auswahl Zinsvorteil
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Andreas Obermüller
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Re: Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

#2 Beitrag von Andreas Obermüller »

Der Zinsvorteil wird bei den "Investitionen" als "Zuschuss" abgezogen, das stimmt. Der Grund ist der Musterbericht der BAFA für die Energieberatung. Hier wird eine Wirtschaftlichkeitsbewertung nur auf Grundlage eines einfachen Kosten/Nutzen-Vergleiches OHNE Zinsen für Finanzierung und OHNE Gewinne durch Energiepreissteigerung gemacht. Daher kann und muss man hier den Zinsvorteil direkt als "Zuschuss" einrechnen. Ich werde das nicht ändern, da es genau dem Musterbericht entspricht.

Es stehen im Bericht die einzelnen Beträge als Variablen zur Verfügung, sodass Sie mit entsprechenden Variablen und Formeln die einzelnen Beträge alle ausweisen können:

#V214: Investition OHNE Abzug (wie eingegeben)
#V304 und folgende: Zinseinsparung, Zuschüsse usw (siehe Programmhilfe)

Andreas Obermüller
Gunther Hißler
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Re: Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

#3 Beitrag von Gunther Hißler »

Sehr geehrter Herr Obermüller,

ich muss Ihren Ausführungen leider widersprechen, da ich nämlich nach Ihrem Verweis auf den Musterbericht die darin enthaltenen Zahlen nachgerechnet habe (bezogen auf Addition der Einzelwerte und eventuelle Abzüge) und dort anders verfahren wurde, als ich es im EnergiePlaner verfolgt und dargelegt habe.

Auf Seite 18 ist unter 4.1 sowohl die Investitionssumme, wie auch der Zinsvorteil ausgeworfen. Die dort im Beispiel genannten 109.000,- € entsprechen jedoch exakt dem Additionsergebnis der auf den folgenden Seiten aufgeführten Einzelmaßnahmen 4.1.1 bis 4.1.7 unter Einbeziehung der unter 4.1.5 und 4.1.6 Alternativkosten für Ausführung in Eigenleistung, also auch 109.000,- €. Ohne Eigenleistung wären es 113.000,- €. Die Zahlen der Einzelmaßnahme 4.1.1 bis 4.1.7 ergeben sich alleinig aus der Berechnung des Produkts der Massen und des geschätzten Einheitspreises zuzüglich einer eventuell zeingegebenen Pauschalinvestition. Fördersummen/-effekte werden an dieser Stelle nicht eingerechnet, so dass sie auch in der Addition noch nicht enthalten sein können.

Was leider sitmmt, ist der Umstand, dass auf ein Maßnahmenpaket von 109.000,- € der Fördereffekt für eine Summe von 150.000,- € angerechnet wird, was (gegebenenfalls im Rahmen einer zivilrechtlichen Überprüfung eines Beratungsergebnis mutmaßlich) als falsch zu betrachten ist, aber darauf kann man zur Not den Kunden noch hinweisen. Die so ermittelte Summe für den Fördereffekt wird jedoch den Investitionskosten gegenübergestellt, aber nicht von diesen abgezogen, auch nicht an dieser Stelle des Musterberichts! In Ihrem Programm würden an dieser Stelle die Investitionskosten auf 58.353,- € herunter gerechnet. Diese Zahl habe ich im genzen Musterbericht nicht finden können.

Ich halte es immer noch für sachlich falsch, in die Annuität neben Sanierungs- und Energiekosten nicht den eigentlichen Zinseffekt, aber eine Reduktion dieses Effektes durch eine Förderung einzubeziehen, aber im Musterbericht sind die Zinseffekte wenigstens nur an anderer Stelle aufgeführt (worauf man textlich verweisen kann), nicht aber eine Verrechnung der vom Bauherren erstmal zu leistenden Investitionskosten mit teilweise erst nach Jahren (am Ende der Finanzierung) vollständig angefallenen Fördereffekten durchgeführt worden.

Mit freundlichen Grüßen

Gunther Hißler
Andreas Obermüller
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Re: Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

#4 Beitrag von Andreas Obermüller »

Ich habe das in meinem BAFA-Musterbericht ja auch genau so gemacht, energetisch bedingte Investition und Förderung/Zinsvorteil werden getrennt dargestellt. Natürlich muss man dem Kunden erläutern, was die reinen Investitionen sind und was die Zuschüsse. Es spricht ja nichts dagegen, das im Bericht so darzustellen. Dazu gibt es die Variable #V214. Aber irgendwo muss ich ja mal alles zusammenrechnen. Vielleicht nennen Sie das Endergebnis dann nicht "Investitionen", sondern etwa "Investitionen abzüglich Zuschüsse und Zinsvorteile". Außerhalb des BAFA-Musterberichtes ist die Anrechnung von Zinsvorteilen sowieso fraglich, das ist ja eine Idee der BAFA und der KfW...

Ich werde aber den Baustein "Übersicht ökonomische Grundlagen" noch ergänzen, sodass hier keine Mißverständnisse mehr auftreten können. Wäre das eine Lösung?

Der Fördereffekt wird immer auf die tatsächliche Investition umgerechnet.

Andreas Obermüller
Gunther Hißler
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Re: Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

#5 Beitrag von Gunther Hißler »

Sehr geehrter Herr Obermüller,

seien Sie versichert, dass ich Ihre Arbeit respektiere, schätze und auch weiter damit arbeiten möchte, sonst würde ich mich nicht so intensiv mit dem Programm auseinander setzen.

Trotzdem muss ich nochmal wiedersprechen. Wie in den angehängt Bildern dargestellt wird (zumindest in meiner Programmversion und meinem aktuellen Projekt) eben nicht getrennt dargestellt, sondern der Zinsvorteil dargestellt und von den errechneten Kosten abgezogen und das Ergebnis als "Investition" ausgeworfen. Das ist - wie ebenfalls belegt - im Musterbericht an keiner Stelle so der Fall! Das einzige was ich nicht nachgerechnet habe und wobei ich davon ausgehe, dass Ihre Interpretation richtig ist, ist die Tatsache, dass zur Ermittlung der Annuität und daraus in Ihrer Software (dankenswerterweise) folgend der Amortisationszeit, also der Wirtschaftlichkeitsbewertung unter Berücksichtigung dieser Fördereffekte zu erfolgen hat. Auch in der Checkliste taucht die Forderung zur "Einbeziehung öffentlichen Fördermittel" unter Punkt 6 und 11 erst in Verbindung mit der Wirtschaftlichkeitsberechnung auf, wiederspricht also nicht der von mir umrissenen Vorgehensweise im Musterbericht.

Auch wenn ich es vielleicht tue ist mein Ziel nicht Sie zu nerven, aber die Reduktion der Investitionskosten um Zinseffekte und meiner Meinung nach auch um Zuschüsse, die erst nach Abwicklung des Projektes einen Teil der Kosten ersetzen ist logisch und nach meiner Einschätzung nach auch buchhalterisch schlichtweg falsch.

Die "Ü. ö. G." in der Formulierung anzupassen entschärft zwar das Problem dort, allerdings steht dann der Wert "Investition" in anderen, gegebenenfalls selbst erstellten Grafiken trotzdem nur falsch zu Verfügung. Insofern würde diese Änderung immerhin das Problem mit diesem Standardformular entschärfen. Da aber die Bafa diese "Pseudo-Investitionskosten" nirgendwo explizit fordert und auch nicht darstellt, halte ich es immer noch für besser entweder die Zinseffekte erst in die Formel zur Berechnung der Annuität einfließen zu lassen und nicht schon in die Berechnung der Investitionskosten oder, wenn Sie an dieser Stelle plötzlich doch über die Mindestanforderungen der Bafa hinausgehen wollen, für diese Zweck und andere Verwendungen eine zusätzlich Variabel zu vergeben, die dann diese in der Praxis nicht relevanten "reduzierten Investionen"/"fördereffektbereinigten Investitionen" auszuwerfen, nicht aber an anderer Stelle als "Investition" auszuwerfen.

Vielen Dank für Ihre Geduld und Ihre Mühe!

Mit freundlichen Grüßen

Gunther Hißler
Andreas Obermüller
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Re: Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

#6 Beitrag von Andreas Obermüller »

Können Sie noch die genannten Bilder anfügen? Danke!

Sie nerven mich nicht! Ich versuche, es möglichst allen Recht zu machen. Ich denke aber, dass Sie das genau so ausgeben können, wie Sie es wünschen. Der BAFA-Musterbericht, der beim Energieplaner herauskommt, ist doch fast 100% identisch mit dem BAFA-Bericht, oder? Hier wird an keiner Stelle die eingegebene tatsächliche Investition mit der Förderung und dem Zinsvorteil "vermischt". In Kapitel 5 wird das auch vorgerechnet. Ich habe den Bericht noch mal angehängt. So können Sie es doch auch machen, oder?

Andreas Obermüller
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didier
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Re: Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

#7 Beitrag von didier »

Hallo Herr Obermüller,

bei der Ausgabe des Zinsvorteils für unterschiedliche KfW-Effizienzhäuser erscheint beim Tilgungszuschuss immer der Betrag 5.625 Euro, was einem Tilgungszuschuss eines KfW85 Hauses (=7,5% x 75.000 Euro) entspricht. Möchte ich jedoch für ein KfW115 oder KfW100 den Zinsvorteil samt Tilgungszuschuss berechnen lassen, erscheint ebenfalls der Tilgungszuschuss 5.625 Euro automatisch,
obwohl bei diesen KfW-Standards die Tilgungszuschüsse von 2,5% und 5% die richtigen sind. Was mache ich da falsch?

Danke im voraus!
Andreas Obermüller
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Re: Zinsvorteil wird von Investitionskosten abgezogen?

#8 Beitrag von Andreas Obermüller »

Die Daten zur Berechnung des Tilgungszuschusses können Sie doch unter "Zinsvorteil" auf der Ökonomie-Seite frei eingeben. Bitte achten Sie auch darauf, das aktuelle Update zu installieren.

Andreas Obermüller
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