Hallo zusammen,
wir haben kürzlich den GEG-Nachweis für eine Kindertagesstätte als Mehrzonenmodell gerechnet. Da im Vergleich zum vorläufigen Nachweis vor Bauantrag, gerechnet im vereinfachten Verfahren von einem anderen Dienstleister, ein deutlich niedriger Primärenergieverbrauch errechnet wurde, habe ich versucht, unser Ergebnis zu plausibilisieren.
Projektübersicht:
Nutzung: Kindertagesstätte
Thermisch konditioniertes Volumen Ve: 5559 m3
Nettogrundfläche ANGF: 1397 m2
Verhältnis A/Ve: 0,46
Fensterflächenanteil: 24 % (gerechnet wie bei WG, also ohne Dachflächen etc. als Außenflächen)
HT‘: 0,190 W/m2K (U-Werte der Außenwände 0,10 – 0,11; U-Werte Dach 0,10 – 0,11; Fenster 0,8)
WB-Zuschlag: 0,30 W/m2K
Mehrzonenmodell mit insgesamt 7 Zonen (Nutzungsprofile 8, 16, 17 und 18)
Nutzungszeiten der Zonen mit den Profilen 16, 17 und 18 wurden an die Zone 8 angepasst (gem. DIN V 18599-10, Tabelle 5, Fußnote a), sonst keine weiteren Änderungen
Heizung: Luft-Wasser Wärmepumpe
Kälte: Luft-Wasser Wärmepumpe reversibel
Lüftung: Zu-/Abluft mit WRG
Trinkwasser: Durchlauferhitzer dezentral
PV: Flachdach-Photovoltaikanlage
Da die Heizung mit rund 50 % des Gesamt-Primärenergieverbrauchs bzw. Gesamt-Endenergieverbrauchs der höchste Verbraucher ist, wurde beider Plausibilisierung darauf der Fokus gelegt.
Bei einem Blick in die Wärmebilanzen der Zonen ist dabei insbesondere die Zone mit Nutzungsprofil 16 (Sanitärräume) sehr auffällig, welche rund 4x so hohen spez. Heizungs-Nutzenergiebedarf hat, als die anderen Zonen.
Außerdem fällt auf, dass der spezifische Nutzenergiebedarf qh,b der Zonen nicht unwesentlich vom Fensterflächenanteil abhängig scheint:
Bei Zonen mit einem Anteil von 10-15 % beträgt der Nutzenergiebedarf ca. 30 kWh/m2a.
Die o.g. Zone 16 hat einen Fensterflächenanteil von 8 % und einen spez. Heizungs-Nutzenergiebedarf von rund 130 kWh/m2a, eine weitere Zone (Flur mit wenig Außenwandfläche) gar nur 2,5 % und ca. 45 kWh/m2a.
Im Mittel über alle Zonen ergibt sich ein spez. Heizungs-Nutzenergiebedarf von 43 kWh/m2a.
Ich habe in den nächsten Schritten versucht, nach und nach die Komplexität des Modells zu reduzieren indem ich
1. Alle technischen Anlagen mit Ausnahme der Heizung entfernt habe
2. Die Zoneneinteilung aufgehoben habe und alle Flächen etc. unter einer Zone zusammengefasst habe (Berechnungsmodus nach wie vor detailliertes Mehrzonenmodell)
3. Auf das vereinfachte Nachweisverfahren umgestellt habe
4. Schlussendlich den gesamten Baukörper mit der Heizungstechnik als Wohngebäude eingegeben habe.
Dabei habe ich allerdings keine weltbewegenden Erkenntnisse erlangen können (spez. Primärenergiebedarf qp sinkt um etwa 10 % im ersten Schritt, steigt wieder um etwa 5 % im nächsten Schritt, steigt im vereinfachten Verfahren nochmals um über 10 % an (% jeweils bezogen auf Vorgängervariante).
Die Neueingabe als Wohngebäude ergibt eine Reduzierung um etwa 20 % im Vergleich zu der im zweiten Schritt vereinfachten Variante (nur Heizung, Zonenteilung aufgehoben).
Im Vergleich dazu habe ich ein älteres Projekt (Wohngebäude, GEG 2020) verglichen:
Nutzung: Wohngebäude
Thermisch konditioniertes Volumen Ve: 8825 m3
Nettogrundfläche ANGF: 2824 m2
Verhältnis A/Ve: 0,36
Fensterflächenanteil: 18 % (gerechnet wie bei WG, also ohne Dachflächen etc. als Außenflächen)
HT‘: 0,265 W/m2K (U-Werte der Außenwände 0,13 – 0,15; U-Werte Dach 0,09- 0,15; Fenster 0,73)
WB-Zuschlag: 0,34 W/m2K (detaillierte Berechnung)
Heizung: Luft-Wasser Wärmepumpe
Lüftung: Zu-/Abluft mit WRG
Trinkwasser: Luft-Wasser Wärmepumpe
PV: Flachdach-Photovoltaikanlage
Hier wurde ein spez. Primärenergieverbrauch qp von 15,8 kWh/m2a erreicht (Im Vergleich dazu Variante 4 über das doppelte mit 36 kWh/m2a)!
Mir fehlt etwas die Erfahrung, um diese Ergebnisse korrekt einordnen zu können und hoffe daher auf die Unterstützung des Forums.
Scheinen die Ergebnisse plausibel? Hat der Fensterflächenanteil und die Kompaktheit (insb. Im Vergleich zu dem Wohngebäude) einen so hohen Einfluss?
Vielen Dank für die Hilfe